Montag, 2. Januar 2012

Amma, was bin ich nachlässig


Das alles gibt es hier:

Gemüser
Öbster
Whatever
Brinjal (sehen aus wie Babymelanzani)
Sweet Lemon
Ratten
Ladyfingers
Babybananen
Ein halbverhungertes Baby
Drumsticks
Goa (Guave)
Hunde alias Straßenköter

Tamarinde
Kühe

Sapota
BettlerInnen in verschiedenen Stadien und Situationen

Papaya
Müll

Wassermelone
Flüsse voll mit Müll

Ananas
Rikschafahrer

Mandarinen
Autorikschas

Äpfel importiert aus Amerika
Tiffinstände (Tiffin = Frühstück)

Custardapple
Viele viele Brücken

Wooden apple
Weiße!!!!! außer uns


Waschseife


Reis (klingt unwahrscheinlich nicht wahr?)


Halli hallo liebe Leuter,

erstaunlicherweise gibt es mich noch immer, auch wenn meine Präsenz gegen Null tendiert, was mir, das müsst ihr mir glauben, echt Leid tut.
Es hat sich viel getan hier in den letzten Monaten. Es ist kalt geworden, die Gelsenanzahl hat sich drastisch verringert, die saisonalen Öbster haben sich verändert (Bananen wird es wohl immer geben), und um es in euer Hirn zu bekommen, es ist wirklich schon kalt hier. Besonders in der Früh nach dem Aufstehen und das Wasser beim Duschen ist unerträglich. Am Liebsten würde ich jedes Mal schreien, wenn ich dusche. Nachts hat es bereits nur noch ca. 23°C und wenn ich auf einem riesigen Stapel Papier auf unserer Terrasse schlafe schaden die lange Hose und die dickere Decke echt nicht.
Die wahrscheinlich größte Neuigkeit für die die meinen Blog lesen ist wahrscheinlich, dass ich in einem neuen Projekt bin. Ich bin jetzt nicht mehr auf dem riesigen Chigurugelände, sondern bin in einem noch relativ neuen Projekt ca. 45 Gehminuten von der Volunteersflat untergebracht. Untergebracht klingt jetzt so als würde ich auch dort schlafen, mache ich aber nicht.
Aber nun zum Projekt.
Es wird Playschool genannt und übersetzen würde ich es mit Kindergarten für ca. 2-6jährige Kinderchen, deren Mütter im Normalfall arbeiten und die Väter entweder nicht vorhanden sind, oder viel trinken. Geöffnet wird der Kindergarten täglich von 7:00 – 13:00 Uhr, wobei meine Mitvolontärin und Freundin Verena und ich erst um ca 8:15 Uhr dort sind und dann immer erst ungefähr 4 Kinder dort sind. Wenn überhaupt so viele. Unsere Arbeit dort beginnt mit Kinder in der Schaukel oder am Karussel antauchen. Wenn alles nach Plan geht bis 9:00 Uhr, denn dann fängt die einstündige Unterrichtseinheit an die mit einem Becher heißer Zuckermilch für jedes Kind beendet wird. Auch bei mir wird versucht mich für heiße Zuckermilch zu begeistern. Der Erfolg ist noch nicht eingetreten. Im Gegensatz zu einem Becherchen Kaffee am Morgen und einem Becherchen Chai bevor wir gehen. Nur einmal haben sie zu Mittag was falsch gemacht. Da habe ich Milch bekommen und ein ganz kleines Mädchen Kaffee… Wie gut ich finde, dass Kinder Schwarztee und Kaffee bekommen sei dahingestellt.
Die class (der Unterricht) ist eine sehr fragwürdige Angelegenheit. Zwar sind die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt um den Altersunterschied auszugleichen, aber in beiden Gruppen funktioniert der Unterricht nicht so gut und in der Gruppe mit den kleinen Zwergen noch einmal viel schlechter. Das liegt vermutlich auch daran, dass diese Gruppe viel größer ist… Ja und außerdem, wer kann sich 2jährige Kinder vorstellen, deren Konzentration sonst nie gefördert bzw. gefordert wird, die sich 1 Stunde lang mit englischen Buchstaben beschäftigen wollen? Ich habe schon eine relativ große Vorstellungskraft, auch ohne bewusstseinserweiternde Mittelchen, aber diese Vorstellung ist trotzdem absurd.
Nach der class geht es dann weiter mit spielen. Manchmal machen wir ein Gruppenspiel, meistens jedoch geht es wieder geradewegs zur Schaukel. Vor nicht allzu langer Zeit haben wir Kuscheltiere mitgebracht und werden diese von uns ausgegeben ist die Freude groß, auch wenn sie nur im Haus und nicht im Sand verwendet werden dürfen. Schwer für uns zu verkraften ist jedoch, dass wir schon die erste Teddybärleiche haben, die noch dazu in meinem Bettchen liegt und darauf wartet, wiederbelebt zu werden. Köpfchen und Körper möchten eine Einheit werden. Kitzeleinheiten, in denen wir die Zwerge verfolgen und sie kitzeln sind auch wirklich beliebt. In solchen Situationen merke ich dann einfach, wie sehr sie die Zuneigung genießen und genau das auch so vermissen. Ich muss schon auch sagen, dass mir dieses „Kuscheln“ in jeglicher Hinsicht Spaß macht, auch wenn ich natürlich nicht immer in der Stimmung dazu bin. Bei diesen „Zuneigungssachen“ ist es so extrem schön zu sehen, wie die Kinder aufwachen, wie sie lachen, über das ganze Gesicht richtig strahlen. Auch Kinder die sonst nicht so munter sind beginnen auf sich aufmerksam zu machen indem sie einen antippen und in Folge weglaufen. So fang mich, kriegst mich nicht. Das ist einfach so schön. Nachdenklich macht mich nur, dass sie das so dringend nötig haben, was auch ganz logisch ist, aber du und ich, uns beiden war bis vor 5 Monaten noch nicht bewusst, dass das nicht für alle Kinder selbstverständlich ist. Dass nicht jedes Menschenkind in den Genuss kommt und das Glück hat Eltern zu haben die sie beispielsweise täglich ins Bett stecken und sie dabei umarmen oder was auch immer. Das gibt mir wirklich zu denken und im Grunde genommen ist es einfach nur traurig.
Nachdem wieder so ca. eine Stunde vergangen ist gibt es wieder was zu Essen. Im Normalfall eine Babybanane, manchmal aber auch ein Brot.
Danach gibt es überraschenderweise wieder die altbekannte Spielplatzzeit oder manchmal auch malen und jetzt haben wir eingeführt, dass wir versuchen die Kinder für kurze Zeit ruhig zu bekommen und sie zum Schlafen zu bewegen. Leider ist der Erfolg noch nicht so groß, aber was nicht ist kann ja noch werden. So lange versuchen wir es ja noch nicht. Ich meine, manche Kinder schlafen auch direkt auf der Schaukel oder dem Karussell ein. Schaut sehr lieb aus, wenn ein zweijähriges Kind schlafend in der Schaukel hängt. Aber nicht alle Kinder schlafen an so spannenden Plätzen ein. Manche auch ganz gewöhnlich am Boden oder auf dem Arm einer der zwei Volontärinnen.
Jetzt befinden wir uns uhrzeitlich ungefähr bei 11:00 Uhr und langsam werden die ersten Kinder auch schon abgeholt. Die Meisten bleiben aber doch noch bis mindestens halb 12. Bevor sie gehen bekommen sie auch noch ein Ei, denn es ist zwingend nötig, dass sich jedes Kind täglich ein Ei einverleibt. Das klingt jetzt so als würden alle abgeholt werden, was aber nicht der Fall ist. Es gehen relativ viele alleine nach Hause. Nicht nur die Älteren.
3 Kinder, Geschwister, gehen mit den Helferinnen mit. Diese 3 kommen aus einer Familie die echt arm ist. Die Mutter kümmert sich absolut nicht um ihre Kinder und um Joseph den zweitältesten noch weniger, denn er hat Verformungen an Armen und Beinen. Das ist Grund genug. Meine Mitvolontärin und ich vermuten dass er auch „mental“ ist. Joseph ist 6 Jahre alt, aber er sieht jünger als seine 4jährige Schwester Deena aus. Gopi, der älteste der drei Geschwister kümmert sich wirklich total lieb um Deena und Joseph. In der Playschool genießt er es, selbst Kind zu sein. Das ist zwar nur mein Eindruck, aber wenn man die Familienverhältnisse kennt ist das nicht verwunderlich. Es lebt auch noch die Großmutter und die Urgroßmutter bei der Familie. Die Großmutter, von der man nie glauben würde, dass sie noch arbeiten kann und geht, macht genau das noch und die Urgroßmutter sitzt währenddessen zu Hause und „beaufsichtigt“ ein noch kleineres Kind der Familie. Unter beaufsichtigen versteht sich, die Urgroßmutter sitzt irgendwo und das Baby schreit…
Aber die 3 sind echt lieb. Es lässt sich für mich jetzt nicht genau sagen, was sie so lieb macht, aber ich denke es spielt sicherlich auch der Background mit, aber das ist nicht alles. Ich finde es sind einfach 3 besonders liebe Gfraster.
Die Geschichte eines anderen Mädchens das jetzt nicht mehr im Projekt ist hat mich echt betroffen gemacht. Bei der Semi-Weihnachtsfeier im Projekt waren auch die Eltern der Kinder eingeladen und da ist erst aufgekommen, dass in der Familie einiges falsch läuft. Auch nur deswegen weil das Mädchen nicht zu ihrer Mutter gelaufen ist, sondern zu weinen begonnen hat, als sie sie sah… Die Projektverantworliche hat sich in Folge mit den anderen Eltern unterhalten und dabei ist herausgekommen, dass dem Mädl silent torture widerfährt. Nicht „nur“ schlagen sondern auch kratzen, zwicken, mit den Fingernägeln blutige Wunden erzeugen und was einfach nur abartig ist, Chilipowder in den Mund und in die Augen geben. Das ist so widerlich. Als das alles zum Vorschein kam ging es wenigstens relativ schnell, dass das Mädchen von der Familie wegkam. Verena und ich haben dabei nicht wenig beigetragen. Wir haben nicht nur mit dem Leiter gesprochen, sondern am nächsten Tag das Kind von der Familie, in den Sickroom vom Navajeevan mit der Begründung sie sei krank, weggebracht. Das beschlossen wir, weil das Mädchen am Montag, also nach einem Tag ohne Vormittagsbetreuung mit geschwollenem Gesicht, einer Wunde auf der Lippe und der Information sie habe Chilipowder in die Augen bekommen, in die Playschool kam. Jetzt ist Triveni in einem Hostel und ich hoffe sehr, dass sie sich dort wohlfühlt. Sie war, ich weiß das klingt komisch, so etwas wie mein Schützling oder auch Kind. Fix ist, dass ich sie dort einmal besuchen möchte. So bald als möglich.
Aber das Schlimme ist, wie naiv man sein kann oder ist. Man hätte es bemerken können/müssen, dass mit ihr nicht alles in Ordnung ist. Sie hat sich so ohne Gefühle bewegt. Sie machte einen Schritt, ganz langsam, dann schaute sie wieder. Sie war irgendwie wie ein Zombie. Leblos. Als wir sie am Freitag nach Hause gehen ließen, sie dazu zwingen mussten und letztendlich mit ihr heimgingen, war mir echt nicht wohl in meiner Haut. Ich war richtig froh, als wir ihre Mutter nicht bei ihr zu Hause antrafen. Aber wir ließen sie halt dann bei wem anderem und das war nicht viel besser. Sie war halt nur im Moment nicht bei der Mutter. Die Mutter ist übrigens nicht die biologische, sondern Triveni wurde als Baby von der Großmutter bei einer Familie um 5000 Rupien gekauft. Als wir sie am Montag danach sahen, wurde mir echt schlecht.
Sie lachte beinahe nie. 2 Tage bevor sie von ihrer Mutter wegkam habe ich sie das erste Mal lachen sehen und das war als sie in der Schaukel angetaucht wurde. Wir haben uns so gefreut als sie lachte.
Zuvor, bevor wir die Sache wussten, haben wir noch darüber gelacht, dass sie immer so böse schaut. Das klingt ziemlich böse, aber als VolontäIn brauchst du etwas über das du lachen kannst. Sei es auch noch so simpel und böse.
so long, bis zum nächsten Mal. Es wird hoffentlich bald sein, denn immerhin möchte Weihnachten ohne Weihnachtsstimmung und Silvester mit Ende um 01:00 Uhr nachts auch hier landen

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