Mittwoch, 30. Mai 2012

Hoffnung

Da war einer, der hat Farbe bekannt:
bunte Zeichen an die düstere Wand.
Doch den Pinsel riß man ihm aus der Hand,
und die Farben löschte man aus.
Und man dachte, damit ist's vorbei.
Da waren plötzlich zwei oder drei
und dann zehn und hundert und ohne Zahl
seine Farben, strahlend und neu.

Refrain:
Wir mischen mit, wir mischen uns ein.
Unser Leben kann voll Farbe sein.
Und jeder Schritt zieht eine Spur.
Finde deine eigne Farbe nur,
daß im Gesicht dieser Welt
dein Zeichen nicht fehlt,
und jeder Strich, jede Linie,
die du zeichnest, zählt
 

Und du kennst die Stimme, die zu dir spricht:
Verbrenn dir deine Finger doch nicht,
halte dich heraus, verbirg dein Gesicht,
dann läßt man dich sicher in Ruh'.
Doch nur wer den guten Ruf riskiert,
sich traut, sich zeigt, was Neues probiert,
und wer Fehler macht, und wer Fragen stellt,
kennt die bunten Farben der Welt. 


Um 9:00 Uhr in der Früh kommst du ins Projekt. Alle Kinder die bereits anwesend sind freuen sich und rufen mit ihren undeutlichen Stimmen: Good Morning sistaaa. Gut, das ist schön, du freust dich. Am liebsten würdest du alle gleichzeitig umarmen, doch deine innere Stimme verbietet es dir. Die Zwerge müssen sitzen bleiben und weiter Englisch lernen. Im Normalfall. Trotzdem ein guter Start in den Tag.
Kaum jedoch bist du da verschwindet die Person die sich gerade noch mit den Kindern beschäftigte. Auch noch in Ordnung. Dürfen sie halt spielen so wie es laut Timetable auch sein sollte. Je nach Lust und Laune bekommen sie Wippen, Bälle, Seifenblasen oder was mir sonst so gerade einfällt. Gleichzeitig tobst du mit einigen Zwergen herum und erlaubst, oder erlaubst ihnen nicht die Chungie (Schal) zu klauen. Das ist so ziemlich der Höhepunkt des Tages. Mit kleinen Zwergen toben. Yessss, das erfreut mein Kindheitsgefühl.










Meine Zwerge im Kampf mit meinem Schal














10:00 Uhr: Es gibt Milch. Manchmal wirklich um 10:00 Uhr, oftmals aber auch zu früh oder zu spät. Auch darüber lässt sich hinweg sehen. Gerade wenn es etwas später wird. Aus dem einfachen Grund. Danach ist oral English training angesagt. Da kann eine Stunde schon recht lang sein. Besonders dann wenn ich wieder einmal alleine mit den Zwerglein bin. So in der "Freizeit" habe ich kaum noch Probleme sie von irgendeiner blödsinnigen Aktionabzuhalten oder ihnen etwas zu verbieten. Ist jedoch Englischunterricht angesagt bin ich noch immer mehr oder weniger machtlos. Das ist ja nicht so schlimm solange ich nicht alleine bin. Leider kommt dieses alleine sein relativ oft vor. Nicht selten passiert es, dass meine zwei teachers verschwinden um Snacks kaufen zu gehen und erst nach einer Stunde oder so mit einem Bund Bananen wieder ankommen. In der Zwischenzeit darf ich mich mit den Kindern beschäftigen. Manchmal schalten sie den Fernseher noch ein bevor sie gehen. Meine Zwerge sind damit halt nicht eine Stunde lang zu begeistern. So ist es keine Seltenheit, dass ich den Fernseher wieder ausschalte, den Unterricht abbreche und ihnen erlaube zu spielen.
Wenn der fix angestellte Staff einfach verschwindet und mich mit 25 indischen Kindern alleine lässt, da frage ich mich teilweise schon, was genau sie sich dabei denken. Meine Befürchtung ist nicht so viel, ich weiß es aber nicht. Aber ich versuche es positiv zu sehen, ich kann so eine besonders intensive Zeit mit den Kindern verbringen. :)
Um 11:00 Uhr wenn die Bananen geliefert wurden wird erstmal gegessen. Eine kleine Banane pro Kinde und pro Staff. Lecker!!! Weiter gehts mit spielen. Es wird wieder getobt, gebrüllt, geschaukelt, Bälle werden auf jede erdenklich Art und Weise verwendet - ja sie werden sogar aufgegessen - und Seifenblasen werden gejagt. Auch in dieser Zeit bin ich oft alleine. Das ist zwar echt absolut nicht schlimm. Zumindest im Normalfall, für mich aber total unverständlich. Natürlich, ich habe auch Tage an denen ich weniger Lust habe, oder an denen es mir nicht so gut geht. Aber nur im Office zu sitzen und zu quatschen und dann nicht einmal darauf zu achten, dass keine Kinder im Office sind, das ist mir unverständlich. Aber vielleicht denke ich da einfach noch immer viel zu westlich. Ich weiß es nicht.
Sollten meine zwei teachers bis jetzt wirklich immer mit mir bei den Kids gewesen sein, so hört sich das jetzt auf. Es ist 12:00 Uhr und somit Mittagessen. Die Kinder die am Nachmittag auch noch dableiben haben eine Lunchbox mit. Das heißt Kindern die Box öffnen, Reis mit Curry vermischen, Trinkwasser geben und manchmal Kinder füttern. Gerade das Füttern mit der Hand ist eine Erfahrung die ich nicht missen möchte. Es ist so ein schönes Gefühl und noch tausendmal schöner als mit einem Löffel. Es gibt aber auch Kinder die einen Löffel mithaben. Komisch anzusehen, wenn mensch selbst nur mit der Hand isst.
Gerade wenn viele Kinder da sind ist es  um diese Zeit echt stressig, denn....
... mindestens 3 Kinder wollen gleichzeitig Wasser
... 4 wollen die Boxen geöffnet bekommen
... 2 wollen nicht selbst essen und sollten durchgängig beaufsichtigt werden
... 1 macht sich prinzipiell in die Hose
... und...
... selbst hat der Mensch Hände voll Reis und Curry....
Aber, das alles geht ja noch. Es gibt noch 2 Helferinnen die immerhin immer wieder mal da sind und, wie der Name schon sagt, helfen. Nein, eigentlich sind sie sogar immer da, nur verlassen sie sich oft auf die anderen.
Ok, das ist echt nervig, dass meine zwei teaches mit denen ich mich unterhalten könnte stets selbst essen wenn die Kinder essen.
Doch noch viel schlimmer ist das Thema Mittagsschlaf. Zu Beginn war es ein Kampf die Kinder überhaupt hin zu legen. Doch dann wurde gemerkt, ah das ist im Anschluss weniger Arbeit. So war die Sache mehr oder weniger geregelt. Die Kinder bekamen um 12:00 Uhr ihr Ei, danach Lunch und danach Schlafen. Hat alles schon super funktioniert bis auf einmal begonnen wurde das Ei immer früher zu geben und somit kamen auch die Kinder immer früher zum Schlafen auf den Boden. Das bedeutet natürlich auch früheres Aufstehen und das ist sehr anstrengend. Ein Teil schläft noch und der Rest darf noch nicht auf den Spielplatz weil viel zu heiß. So hätte ich halt vorgeschlagen: Ei um 12:00 Uhr, danach eine halbe Stunde spielen oder fernsehen und um 12:30 Uhr essen und schlafen. Nein das geht nicht. Arrrghhh. Why? Aber gut, ich habe mich damit abgefunden und es wurde so gemacht wie sie wollten. Scheinbar haben sie ein bisschen eingesehen, dass meine Idee gar nicht so schlecht war, denn immerhin wurden sie später "eingeschläfert". Leider nicht nach meinem Plan sondern es blieb alles beim Altem nur durften sie nach dem Essen noch spielen. Sie waren halt sehr aufgekratzt.
Die Sache die mich aber richtig stört ist einfach, ich bin meistens alleine beim "Einschläfern". Die teachers sitzen noch immer gemütlich im Office und kümmern sich um nichts. Wie soll ich bitte 20 kleine Zwerge ruhig kriegen. Klar einige schlafen wirklich gut und brav alleine ein. Anderen macht es jedoch Spaß herum zu laufen, zu singen und nicht zu schlafen. Schlafen die Letzten, wachen die Ersten schon wieder auf. Nein!!!! Generell ist es nachmittags hauptsächlich so, dass ich oder eben wir Volos uns um die Kinder kümmern. Alleine! Die gesamte Verantwortung wird auf uns abgewälzt. Da gibt es kein Entkommen. Es ist zwar nicht so viel zu tun, die Kinder sind im Normalfall am Spielplatz und beschäftigen sich alleine. Es ist nur so absolut nervig. Kaum wird bemerkt, ah die Volos machens schon, wird nichts mehr gemacht ihrerseits. Alles bleibt an uns hängen. Müssen wir dann ausnahmsweise mal früher gehen, wird zwar gesagt, macht nix, aber ich spüre trotzdem den Widerwillen der mitschwingt. Sie wissen, jetzt müssen wir arbeiten. Nein, ich weiß nicht ob das stimmt, ich habe halt nur das Gefühl.


Naja, genug gesuddert für längere Zeit. Und die Hoffnung bleibt. 
Die Hoffnung, dass sich etwas ändert.
Die Hoffnung, dass der Englischunterricht funktioniert.
Die Hoffnung, dass es den Kindern, die nicht mehr in die Playschool kommen, gut geht.
Die Hoffnung, dass es den Kindern in Zukunft gut geht.

Das oben genannte Lied spricht für mich einfach so von Hoffnung. Hoffnung das sich etwas ändern und das es weitergeht.

1 Kommentar:

  1. So, jetzt hab' ich doch endlich mal beide Blogs nachgelesen! Lustig zu lesen! Ich find du verbesserst deine Schreibweise immer mehr :)
    Freu mich schon auf deine nächsten schriftlich manifestierten Gedanken!
    LG, Tobias

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